Verehrte Mitglieder des Parlaments,
wir müssen uns doch kritisch mit einigen Aspekten auseinandersetzen. Denn ein Haushalt ist mehr als nur Zahlen. Er spiegelt die Prioritäten und die Zukunftsvision der Regierung wider.
Zunächst möchte ich auf einen der zentralen Punkte dieses Entwurfs eingehen: die extrem hohen Militärausgaben. 210 Milliarden Talir, ein Viertel des gesamten Haushalts, sollen in die Streitkräfte fließen. Natürlich erkennen wir die Bedeutung der nationalen Sicherheit. Aber müssen wir wirklich solch immense Summen in Waffen, Ausrüstung und militärische Technologien investieren? Diese Ressourcen könnten dringend in andere Bereiche fließen – in die Bildung, in das Gesundheitswesen, in die soziale Sicherung.
Ebenso besorgniserregend ist das geplante Haushaltsdefizit von 60 Milliarden Talir. Es wird durch die Ausgabe von Staatsanleihen gedeckt, was bedeutet, dass wir uns weiter verschulden. Doch wie oft haben wir schon gesehen, dass eine steigende Verschuldung das Land in eine finanzielle Abhängigkeit führt? Was passiert, wenn die Zinsen steigen oder die Konjunktur ins Stocken gerät? Unsere Kinder und Enkelkinder werden die Schulden von heute abtragen müssen. Wir dürfen die Zukunft nicht durch unüberlegte Entscheidungen gefährden.
Ein weiteres Problem, das ich ansprechen möchte, ist die unausgeglichene Wirtschaftsstruktur dieses Haushaltsplans. Der Fokus liegt fast ausschließlich auf großen Infrastrukturprojekten – Straßen, Schienen, Flughäfen.
Wir dürfen die Bedeutung von Innovation und Diversifizierung nicht unterschätzen. Wir brauchen eine starke Basis, die auf kreativen Köpfen und neuen Ideen aufbaut. Und hier liegt eine deutliche Schieflage.
Noch gravierender erscheint mir jedoch der Punkt, dass dieser Haushaltsplan auf höheren Steuern und neuen steuerlichen Maßnahmen basiert. Was wird dies für unsere Bürgerinnen und Bürger bedeuten? Wenn wir die Steuerlast erhöhen, können wir nicht erwarten, dass der Konsum stabil bleibt oder dass Unternehmen in die Zukunft investieren. Höhere Steuern belasten vor allem die kleinen Leute – Arbeiterinnen und Arbeiter, Familien, Rentner. Ein wirtschaftliches Wachstum wird dadurch nicht gefördert. Wir müssen vorsichtig sein, dass wir die Menschen, die tagtäglich unser Land am Laufen halten, nicht durch falsche finanzielle Entscheidungen weiter unter Druck setzen.
Schließlich möchte ich auf die geplanten Reformen des Staatsapparats zu sprechen kommen. Es ist lobenswert, dass die Modernisierung und Digitalisierung der Verwaltung angestrebt werden. Doch wir wissen alle, dass solche Projekte in der Praxis oft lange dauern und viel teurer werden, als ursprünglich geplant. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten Effizienz und Transparenz, aber wir müssen sicherstellen, dass die versprochenen Reformen nicht nur auf dem Papier existieren, sondern auch tatsächlich umgesetzt werden – und das ohne unnötige Bürokratie und Kostenexplosionen.
Dies ist ein Haushaltsentwurf, der vieles anstrebt, aber auch viele Risiken birgt. Ich appelliere, diesen Plan kritisch zu überdenken. Wir brauchen einen Haushalt, der nicht nur auf kurzfristige Gewinne abzielt, sondern der unser Land auf lange Sicht stabil, gerecht und zukunftsfähig macht. Die Prioritäten dieses Landes sollen im Sinne der Menschen gesetzt werden – und nicht im Sinne von Militär, prestigehaften Großprojekten und Schulden.