Das Apartment in Vinasy liegt im vierten Stock eines alten Jugendstilgebäudes im Viertel Zeleni Gaj, einem charmanten, leicht melancholischen Stadtteil mit viel Kopfsteinpflaster, weinbewachsenen Balkonen und kleinen Cafés, in denen die Zeit langsamer zu vergehen scheint.

[Vinasy] Apartment Mićić
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Die Wohnung selbst ist warm und stilvoll eingerichtet – hohe Decken, Fischgrätparkett und große Fenster mit Blick auf den Fluss. Die Wände sind in sanften Erdtönen gestrichen, hier und da hängen gerahmte Schwarz-Weiß-Fotografien von verfallenen Industrieanlagen aus dem Norden. Im Wohnzimmer steht ein altes, aber bequemes Sofa, davor ein niedriger Holztisch, meist mit einem offenen Buch, einer halb geleerten Tasse Kaffee und einer Vase mit getrocknetem Lavendel.
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Gavrilo ruft spätabends aus der severanischen Botschaft in Tchino bei Lana an. Sie lebt seit ein paar Wochen wieder allein in Vinasy, im Apartment, das jetzt stiller wirkt als früher. Ihre Stimme am Telefon ist ruhig, kontrolliert, fast gleichgültig. Sie erzählt knapp von ihrem Alltag, vom Café um die Ecke, vom Wetter. Gavrilo spricht von Zuversicht, nennt sie stark – doch seine Worte klingen hohl, wie auswendig gelernt. Als er auflegt, bleibt er noch einen Moment sitzen. Er spürt, dass sie längst dabei ist, sich aus seinem Leben zu lösen. Leise, aber unwiderruflich.
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Lana legt auf und starrt einen Moment ins Leere. Gavrilos Stimme klingt noch in ihrem Ohr, doch sie fühlt nichts dabei. Das Gespräch war distanziert, wie zwischen zwei Fremden. Seine Worte berühren sie nicht mehr. Sie geht zum Fenster, sieht auf die Stadt. In ihr ist längst etwas abgeschlossen. Was sie vermisst, ist nicht er – sondern etwas, das sie vielleicht längst woanders gefunden hat.
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Schickt anonym Blumen und eine Einladung zum Essen.Sie wird den Wink hoffentlich verstehen!
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Lana stellt die Vase mit den Pfingstrosen auf den Tisch, neben das halb gelesene Buch. Die Karte legt sie daneben, ohne sie noch einmal zu lesen – sie weiß, von wem sie ist. Sie steht am Fenster, sieht auf den Fluss. In ihr ist es ruhig. Gavrilo gehört zur Vergangenheit, blass und fern. Vaclav aber – er ist Gegenwart. Und Zukunft. Sie dachte an den Namen, den sie bald tragen würde – Dubel-Hacac. Er hatte Gewicht, Geschichte und dennoch fühlte er sich leicht auf der Zunge an. Svetlana Dubel-Hacac. Es klang wie ein Versprechen. Vaclav war nicht perfekt. Aber er war klar und er war da. Sie greift zum Telefon und wählt seine Nummer.
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