Beiträge von REPUBLIKA

    Trkulja pokert – aber auf wessen Kosten?

    Von Jelena Radosavljević


    Es ist ein altbekanntes Spiel in der Bundespolitik Severaniens: Wegsehen, abwarten, die föderale Karte ziehen – und hoffen, dass sich regionale Krisen von selbst erledigen. Doch was sich derzeit in Pelagonien abspielt, ist mehr als nur ein lokaler Machtkampf zwischen Nikolov und Mihajlov. Es ist ein Fieberthermometer für das gesamte politische System des Landes. Und Präsident Trkulja reagiert, als wäre es bloß ein leichter Schnupfen.


    Das Kalkül ist offensichtlich: Jede Veränderung in Pelagonien könnte Auswirkungen bis nach Vinaši haben. Trkulja fürchtet, dass konservative und gar wirtschaftsliberale Kräfte, die von den Protesten profitieren könnten, ihm langfristig gefährlich werden. Eine neue Führung in Veligrad könnte plötzlich eine lautstarke Stimme im Bundesrat bzw. der Bundesversammlung werden, die das fragile Gleichgewicht in der Hauptstadt ins Wanken bringt.


    Doch während Trkulja sich hinter Prinzipien verschanzt, zahlen andere den Preis – nämlich die Bürger Pelagoniens. Während Menschen in Veligrad und Portograd für freie Wahlen und demokratische Teilhabe sich versammeln wollen, bleibt der Präsident abwiegelnd und versteckt sich hinter Phrasen und Gesetzesdeutungen. Sein Verhalten wirkt nicht wie staatsmännische Zurückhaltung, sondern wie politisches Kalkül, das billigend Instabilität in Kauf nimmt.


    Die Wahrheit ist unbequem: Trkulja verteidigt nicht nur das föderale System, sondern auch seine eigene Machtstellung.


    Wie lange kann sich ein Bundespräsident, der sich als Garant für Einheit und Demokratie versteht, noch aus der Affäre ziehen? Was, wenn seine machterhaltende Haltung nicht nur Pelagonien destabilisiert, sondern auch das Vertrauen in den Bund selbst untergräbt?


    Pelagonien steht kurz davor zu brennen – und Vinaši hält das Feuerzeug in der Hand.



    Nikola Mihajlov: Ein Kandidat zwischen Wandel und Widersprüchen

    Nikola Mihajlov geht erneut ins Rennen um das Amt des Präsidenten Severaniens. Mit einem lautstarken Programm, das sowohl wirtschaftliche Reformen als auch eine stärkere Rückbesinnung auf orthodox-christliche Werte fordert, hat er sich klar, aber auch völlig neu positioniert. Doch hinter den markigen Worten des NAPRED-Kandidaten stehen Fragen, die nicht unbeantwortet bleiben dürfen – insbesondere zur Glaubwürdigkeit seiner neuen Ausrichtung.

    Ein zwiespältiges Programm


    Nikola Mihajlov ist zweifellos ein erfahrener Politiker und ein Mann mit klarem Blick für die Schwächen des aktuellen Systems. Der 87-jährige, ehemalige severanische Aussenminister und ehemalige Presedatel Pelagoniens, war bislang alles andere als ein Mann Gottes: doch seine Neuausrichtung in Richtung der Ziele der Christenfront und die Widersprüchlichkeit seines Programms werfen Fragen auf.


    Ein Mann der Wirtschaft – oder ein Kandidat der Christenfront?


    Mihajlov war lange als Stimme der sogenannten “Falken” innerhalb der NAPRED bekannt. Sein Markenzeichen: ein harter Kurs in Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Doch in seinem aktuellen Wahlkampf scheinen diese Kernthemen in den Hintergrund zu treten – zugunsten einer Agenda, die stark von der parteiinternen Christenfront (Hrišćanski Front) geprägt ist.


    Mit der Forderung, Schulen stärker religiös auszurichten und die Familie ins Zentrum der Gesellschaft zu rücken, schlägt Mihajlov Töne an, die bislang nicht zu seinem politischen Profil passten. Es drängt sich die Frage auf, inwieweit diese neue Ausrichtung das Resultat interner Machtkämpfe ist. Beobachter vermuten, dass Mihajlov unter dem wachsenden Einfluss der ehemaligen Generalsekretärin Snežana Jelić und der Christenfront gezwungen war, seine Kampagne entsprechend anzupassen.


    Die Wirtschaft im Fokus: Ein starkes Argument


    Abseits der religiösen Rhetorik bleibt jedoch ein Kernpunkt seines Programms bemerkenswert: die Kritik an der Arbeiterselbstverwaltung. Mihajlov greift das wirtschaftliche System Severaniens frontal an und nennt es ineffizient, ressourcenverschwendend und hemmend für Innovation und Wachstum. Hier trifft er einen Nerv, der über die politischen Lager hinaus Resonanz finden könnte.


    Die Frage, ob das Modell der Arbeiterselbstverwaltung reformiert werden sollte, wird zunehmend auch von liberalen und moderaten Stimmen diskutiert. Mihajlovs Forderung nach mehr wirtschaftlicher Freiheit und einer Entlastung der Unternehmen durch Bürokratieabbau ist durchaus eine ernstzunehmende Position. Seine Betonung von Effizienz und Leistung könnte insbesondere bei wirtschaftsnahen Wählergruppen auf Zustimmung stoßen.


    Widersprüche und Unsicherheiten


    Doch gerade in der Verbindung von wirtschaftsliberaler Rhetorik und konservativer Gesellschaftspolitik liegt das Problem. Während Mihajlov für einen freien Markt und weniger staatliche Eingriffe plädiert, scheinen seine gesellschaftspolitischen Forderungen auf eine stärkere Kontrolle des Staates hinauszulaufen. Dieser Widerspruch dürfte viele Wähler verunsichern. Gerade in Pelagonien hatte die NAPRED ein Gesetz der Domovina unterstützt, den Alkoholverkauf und -ausschank deutlich einzuschränken.


    Hinzu kommt die Frage seiner Authentizität. Kann Mihajlov glaubwürdig einen Wahlkampf führen, der stark von Werten geprägt ist, die er bislang nie in den Vordergrund stellte? Seine bisherigen politischen Positionen und sein neues Programm wirken an vielen Stellen wie zwei unvereinbare Welten.



    Targa/Gran Novara – Seit den frühen Morgenstunden ziehen schwere orkanartige Stürme der Stufe PHP-7.2 bis 8.1 über das Köngireich Targa und das Königreich Gran Novara hinweg. Die Stürme bringen heftige Regenfälle und Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 km/h mit sich. Erste Berichte sprechen von umgestürzten Bäumen, beschädigten Häusern und Stromausfällen in weiten Landesteilen. “Die Lage ist ernst. Wir arbeiten rund um die Uhr, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten”, sagte ein Sprecher des Katastrophenschutzes. Auch die Kommunikationsnetze sind größtenteils ausgefallen.


    In Severanien hofft man, dass die Stürme schnell abziehen und nicht auch noch nach Pelagonien weiterziehen. Meteorologen beobachten die Wetterentwicklung genau. “Es besteht die Möglichkeit, dass sich die Stürme abschwächen, aber wir müssen auf alles vorbereitet sein”, so ein Experte des Severanischen Wetterdienstes.


    Die Bevölkerung wurde gebeten, Ruhe zu bewahren und die Anweisungen der örtlichen Behörden zu befolgen. Weitere Informationen werden in den nächsten Stunden erwartet.

    Livebilder aus Mediana


    Ein Abschied fast in Stille: Jasmina Bajramović verlässt die Bühne der Politik

    Die steile Karriere der ersten Präsidentin der liberalen Partei PROGRES endet nach einer Amtszeit – ein Rückblick auf eine turbulente Amtszeit und die Herausforderungen der Realpolitik.

    Als Jasmina Bajramović im April überraschend die Präsidentschaftswahlen in Severanien gewann, war sie das Gesicht des Wandels. Mit Elan und einer frischen Vision führte sie die junge liberale Partei PROGRES an die Spitze und sicherte sich den höchsten Posten im Land. Ihr Sieg gegen die bis dahin unangefochtene Präsidentin der Jedinstvo-Partei, Zeleva, galt als ein politisches Erdbeben – Bajramović war die Hoffnungsträgerin einer neuen Generation. Das Ergebnis der Wahlen zum Bürgerrat untermauerte dies mit einer Mehrheit in dieser Kammer.


    Die Erwartungen an ihre Präsidentschaft waren immens. Doch die Realpolitik bremste die ambitionierte Staatschefin rasch aus. Die Herausforderungen ihrer Amtszeit waren monumental: der Bürgerkrieg in Zedarien, der unermüdliche Versuch, eine Friedensordnung mit Ratelon auszuhandeln, und der Kampf um eine Wahlrechtsreform, die am Ende auf zähen Widerstand stieß. Was als kraftvolle Präsidentschaft begann, verwandelte sich bald in einen mühseligen Balanceakt zwischen hohen Idealen und der rauen Wirklichkeit der internationalen Diplomatie.


    Trotz ihres unerschütterlichen Engagements konnte Bajramović viele ihrer großen Ziele nicht erreichen. Insbesondere die zurüchhaltende Positionierung gegenüber der zedarischen Regierung lieferte ihren Kritikern viel Munition. Auch die geplante Wahlrechtsreform, die eine breitere Repräsentation sichern sollte, versandete in den endlosen politischen Debatten.


    Noch schwerer wog jedoch die persönliche Krise, die Bajramović zunehmend zeichnete. Ihre einst so dynamische Präsenz auf der politischen Bühne wurde durch eine nie offiziell benannte Krankheit schrittweise ausgehöhlt. Ihre Ankündigung, nicht für eine zweite Amtszeit zu kandidieren, kam für viele überraschend und stellte ihre Partei PROGRES vor erhebliche Herausforderungen. Der unerfahrene Hasanbegović, der in ihre Fußstapfen treten sollte, scheiterte bereits im ersten Wahlgang – ein klares Zeichen, dass Bajramovićs Rückzug ein tiefes Loch hinterlässt.

    Doch trotz aller Widrigkeiten und der unvollendeten Projekte hinterlässt Jasmina Bajramović ein Vermächtnis. Ihre letzte Botschaft, die sie kurz vor ihrem Rücktritt an den zukünftigen Präsidenten Trkulja richtete, war ein Appell an die Einheit des Landes: „Es ist unsere Aufgabe, alle Bürger einzubeziehen – auch die Andersdenkenden.“ Dieser letzte Appell, geprägt von ihrer Überzeugung für eine inklusive Politik, bleibt ein Lichtblick in einer sonst schwachen Bilanz ihrer Amtszeit.


    Bajramović tritt nun leise ab, anders als die laute, energiegeladene Politikerin, die einst mit so viel Schwung angetreten war. Aber vielleicht ist es gerade diese Stille, die am Ende ihre größte Stärke offenbart: die Fähigkeit, auch in der Niederlage eine Haltung zu bewahren und das Wohl des Landes über persönliche Ambitionen zu stellen.


    Jasmina Bajramović war keine perfekte Präsidentin, doch sie war eine, die trotz aller Rückschläge nie ihre Vision von einem vereinten und gerechten Severanien aufgab. Ihr Abschied markiert das Ende einer Ära, die mit großen Hoffnungen begann und nun mit einer wichtigen Lektion endet: Die politische Realität ist oft härter, als es sich die größten Ideale erträumen lassen.

    Präsidentschaftswahl: Kemal Hasanbegović und die verpasste Chance für PROGRES

    Die Öko-Liberalen stehen nach der jüngsten Präsidentschaftswahl vor einer ungewissen Zukunft. Ihr Kandidat, Kemal Hasanbegović, konnte vieler Wähler nicht überzeugen das Erbe der scheidenden Präsidentin Bajramovic weiterführen zu können. Die Kandidaten der Jedinstvo und des nationalistisch-konservativen Bündnis aus NAPRED und Domovina, Nikola Mihajlov, konnten sich für die Stichwahl qualifizieren.


    Hasanbegović, bekannt für seine zurückhaltende und ruhige Art, hatte Schwierigkeiten, gegenüber seinen beiden Hauptkonkurrenten, dem Nationalisten Nikola Mihajlov und dem Sozialisten Živorad Trkulja, hervorzuheben. Während Mihajlov mit simplen Parolen, leidenschaftlichen Reden und einer nationalistischen Rhetorik die Wählerbasis mobilisierte und Trkulja mit klaren sozialpolitischen Positionen punkten konnte, die erstmals auch wieder stärkere ökologische Positionspunkte umfasste, blieb Hasanbegovićs Wahlkampf erstaunlich ruhig und unauffällig.


    Ein Grund für den zurückhaltenden Wahlkampf könnte der überraschende Rückzug von Präsidentin Bajramovic gewesen sein. Als charismatische Führungspersönlichkeit hatte sie die politische Landschaft des Landes geprägt. Ihr plötzlich anberaumter Rückzug ließ die Partei offensichtlich unvorbereitet zurück. Dies spiegelte sich in Hasanbegovićs Kampagne wider, die ohne die nötige Energie und Leidenschaft geführt wurde, die Bajramovic in der Vergangenheit stets ausgezeichnet hatte.


    Für viele Beobachter ist das Ergebnis der Wahl eine verpasste Chance für die PROGRES. Die Partei, die sich stark für ökologische und liberale Werte einsetzt, hätte mit einem energischeren Kandidaten möglicherweise eine breitere Wählerschaft erreichen können. Hasanbegovićs sachliche und zurückhaltende Art, die in ruhigeren Zeiten vielleicht geschätzt worden wäre, erwies sich in einer polarisierten politischen Atmosphäre als unzureichend.


    Es bleibt abzuwarten, wie sich PROGRES nach dieser Niederlage neu positionieren wird. Klar ist jedoch, dass die Partei vor einer schwierigen Aufgabe steht: den Verlust ihrer führenden Position aufzuarbeiten und einen Weg zu finden, um in zukünftigen Wahlen wieder an Einfluss zu gewinnen. Die Wahl, bzw. "Nichtwahl", von Kemal Hasanbegović könnte dabei als Lektion dienen, dass politische Inhalte allein nicht ausreichen, wenn es an Leidenschaft und klarer Kommunikation mangelt. Über eines jedoch kann sich jedoch die Partei freuen, die Verluste in der Skupština hielten sich in Grenzen, Dauerbrenner Dubel-Hacac und Außenminister Kovač konnten als sich als erfolgreiches Duo direkt durchsetzen und damit auch die erfolgreich Jedinstvo stoppen eine Mehrheit im Rat der Bürger zu erreichen.

    Die Schatten der Wüste

    Hadiqa, 09. Juni 2024


    Noch keine vierzehn Tage ist der scheinbar mißglückte Staatsbesuch der severanischen Präsidentin in Zedarien her. Im Fokus stand der Konflikt des zedarische Kernlandes und der Rgierung mit dschabilischen Separationskämpfern im Norden des harnarischen Landes. Doch die Ereignisse überschlagen sich in unerwarteter Form: der Machtkampf in der zedarischen Baath-Partei und damit faktisch dem Kommandorat eskaliert überraschend.

    Schon kurz nach der Abreise der severanischen Delegation hatte bereits Al Assudi als langjähriger Staatspräsident und Vorsitzender des Revolutionären Kommandorates seinen Rücktritt erklärt – nach langer Krankheit. Er war bereits seit vergangenem Jahr durch Fayiz Ajam vertreten worden.


    In einer Erklärung verkündete nun Hassan el Akbari, bisheriger Verteidigungsminister, seine Unterstützung für Ajam auf. Er beschuldigt den Kommandorat Ajam beziehungweise "die Eliten" gegen die Ziele der Baath zu agieren und einen Keil in das Land getrieben zu haben. Mit einem "Marsch auf Hadiqa", sind nun Akbari-treue Truppen bereits dabei das Land in einen viel breiteren Bürgerkrieg zu verwickeln.

    Severaniens Rolle: Kausalität oder Koinzidenz?

    Mag man doch glauben, dass die Schwäche Ajams gerade nach dem Scheitern der Unterredungen mit der severanischen Delegation auch in Zedarien offensichtlich werden sollte, so ist wohl der plötzlichen Erklärung Al Assudis mehr Gewicht bei den Ereignissen zu zu schreiben. El Akbari war schon immer treuester Unterstützer Assudis, ein Ajam als legitimierter Vorsitzender wäre sein sicheres politisches Ende.


    Aber es wird wohl das Näschen des ehemaligen Präsidenten und jetzigen Verteidigungsministers Olić gewesen sein, welcher der PROGRES-Regierung hier, welcher die einseitige Unterstützung Ajams verhinderte und damit eine Niederlage im Nachgang ersparen könnte.

    Die Zurückhaltung der Regierung zeigt sich nun zwar nicht als primär friedensfördernd, aber als wichtiger, diplomatischer Vorteil um in der Zukunft wieder Einfluß nehmen zu können.

    Einmal Hadiqa und zurück


    Hadiqa, 27. Mai 2024


    Der Staatsbesuch der severanischen Präsidentin, Jasmina Bajramović, in Zedarien endete ohne die erhofften Erfolge. Trotz intensiver Gespräche und diplomatischer Bemühungen scheiterte Bajramović daran, eine Entspannung im Umgang mit den dschabilischen Rebellen zu erreichen, die in Zedarien als Terroristen betrachtet werden.


    Die Gespräche fanden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt und waren von Anfang an von Spannungen geprägt, Präsidentin Bajramović und Verteidigungsminister Olić bekamen bereits zur Begrüßung zu spüren, dass nicht alles nach diplomatischem Protokoll ablief. Präsidentin Bajramović hatte gehofft, durch ihren Besuch einen Dialog zwischen der zedarischen Regierung und den Rebellenbewegungen zu initiieren, die seit Jahren für mehr Autonomie und politische Rechte kämpfen. Doch der zedarische Regierungsapparat hielt unbeirrt an seiner harten Linie fest.


    Während der Pressekonferenz nach den Verhandlungen betonte Zedariens Kommandorat Fayiz Ajam, dass die Sicherheit und Stabilität des Landes oberste Priorität hätten. „Wir werden keine Kompromisse eingehen, wenn es um den Schutz unserer Bürger vor terroristischen Bedrohungen geht“, sagte Ajam. Er fügte hinzu, dass die Regierung weiterhin entschlossen sei, jede Form von Aufstand mit aller Härte zu bekämpfen.


    Präsidentin Bajramović zeigte sich enttäuscht über das Ergebnis des Besuchs. „Wir hatten gehofft, einen konstruktiven Dialog beginnen zu können, um den Konflikt friedlich zu lösen. Leider sind unsere Bemühungen auf taube Ohren gestoßen“, erklärte sie vor der Presse. Bajramović ließ offen, wie die severanische Regierung nun weiter vorgehen wird, um den Konflikt zu entschärfen. Experten gehen davon aus, dass sie sich zunächst mit ihrem Kabinett beraten wird, um mögliche nächste Schritte zu besprechen.


    Viele hofften auf eine Deeskalation des Konflikts und eine Verbesserung der Menschenrechtslage in Zedarien. Doch die festgefahrene Haltung der zedarischen Regierung ließ wenig Raum für Kompromisse. Beobachter befürchten, dass die Rebellenbewegungen durch das Scheitern der Gespräche weiter radikalisiert werden könnten.


    Die Frage, wie Präsidentin Bajramović auf die ablehnende Haltung Zedariens reagieren wird, bleibt offen. In Severanien wächst der Druck auf die Regierung, effektive Maßnahmen zu ergreifen, um die Situation zu entschärfen und den Rebellen zumindest diplomatische Unterstützung zu bieten. Gleichzeitig muss Bajramović einen Balanceakt vollziehen, um die Beziehungen zu Zedarien nicht weiter zu belasten.

    Die kommenden Wochen werden entscheidend sein für die Zukunft des severanisch-zedarischen Verhältnisses und den Fortgang des Konflikts. Eines ist jedoch sicher: Der gescheiterte Staatsbesuch wird die politischen Spannungen in der Region weiter anheizen und die Suche nach einer friedlichen Lösung erschweren. Schon jetzt wird gemutmaßt, dass Dreibürgen wieder stärker seinen Interessen nachgehen in der Region nachgehen wird, als in den vergangen Jahren. Ein weiteres Problem am Horizont für die Präsidentin.

    Vesterans Weg in eine neue Vergangenheit

    Da war es vorbei: Boris Stankovićs zweite Amtszeit endete am 20. April wenig rühmlich, wenn auch später als geplant. Es kam zu Verzögerungen der Wahlen, bis die Skupština in Vinaši kurzerhand den Premierminister absetzte und die lange überfälligen Neuwahlen selbst in die Hand nahm.


    Über die Gründe gibt es viel Spekulationen. Doch bleibt festzuhalten, dass die größte aller Republiken vorerst führungslos ist - und damit ohne Vertretung in der Bundesversammlung. Die frischgewählte Präsidentin der Skupština, die ehemalige zweifache Premierministerin Vesterans und Präsidentin Severaniens, Herta Markiević, verkündete als Erste ihre Kandidatur. Als Kandidatin der konservativen Domovina streitet sie um die Führung des Landes gegen den Nationalisten Popović von der NAPRED und den bisher eher unauffälligen ehemaligen Verteidigungsminister Mićić von der Jedinstvo.


    Während Popović in der Vergangenheit eher mit simplen Botschaften die Gunst der Wähler gewinnen wollte, trat Mićić eher als Parteisoldat und Organisationsmann auf.


    Was die drei Kandidaten jedoch verbindet, ist, dass sie alle nicht für neue Ideen stehen, sondern für alte Konzepte, wenn auch insbesondere bei Popović in extremer Form. Ob dies die richtige Wahl für das 20 Millionen starke Land ist, bleibt abzuwarten. Gerade die Unterschiede zwischen der Großstadt Vinaši und dem ländlichen Raum könnten nicht konträrer sein. Trotzdem ist es der noch jungen severanischen Regierungspartei PROGRES nicht gelungen, bereits feste Strukturen außerhalb von Kaysteran zu etablieren und einen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken: Die Rechnung dafür wird ein sicherer Platz in der Bundesversammlung für eine nicht liberal eingestellte Vertretung Vesterans sein.