Arsić blickt kurz auf seine Notizen, hebt dann den Kopf und spricht weiter:
Die organisierte Freiheit, wie Kurać sie beschreibt, ist keine statische Ordnung. Sie ist ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Leitung und Partizipation. Es ist der ständige Prozess der kollektiven Willensbildung, der in Institutionen gefasst und durch verantwortliche Führung kanalisiert wird.
Kurać führt diesen Gedanken weiter in "Der Untertan", wo er schreibt:
ZitatNicht das Gesetz macht das Volk gerecht. Das Volk macht das Gesetz notwendig.
Was bedeutet das für unsere heutige Gesellschaftstheorie?
Es bedeutet, dass Recht und Ordnung nicht über dem Volk stehen dürfen – sie müssen aus dem ethischen und sozialen Bewusstsein des Volkes hervorgehen. Eine Verfassung, die gegen das gereifte Gewissen des Volkes steht, ist nicht mehr als ein Herrschaftsinstrument. Erst dort, wo Führung aus dem Leben des Volkes erwächst, entsteht eine Ordnung, die nicht aufgezwungen, sondern getragen wird.
Daher ergibt sich folgende dialektische Struktur der gerechten Ordnung:
- Das Volk – nicht als statistische Masse, vielmehr als bewusste Gemeinschaft mit historischer Verantwortung.
- Die Führung – als Ausdruck des organisierten Willens, getragen von Bildung, Ethos und Disziplin.
- Der Staat – als institutionelle Form des gesellschaftlichen Willens, verantwortlich für Planung, Schutz und Reproduktion der gemeinsamen Ordnung.
Diese drei Momente sind nicht unabhängig voneinander. Eine Führung ohne Volk ist leer. Ein Volk ohne Staat ist wehrlos. Ein Staat ohne Führung ist orientierungslos.