Warum Josip Olić die Stichwahl wohl nicht gewinnen wird


  • Warum Josip Olić die Stichwahl wohl nicht gewinnen wird

    Von Darija Vučković

    7. Oktober 2025

    Erfahren, aber nicht getragen: Das Dilemma des Josip Olić

    Der Einzug von Josip Olić in die Stichwahl zum Bundespräsidenten war kein politisches Wunder – aber doch ein Achtungserfolg. Der frühere Bundespräsident (Amtszeit 2009), seit 2024 Mitglied der Partei PROGRES, galt im Wahlkampf als versöhnende Figur. Und obwohl er in den Umfragen solide Werte erzielte, fehlte ihm das Entscheidende: eine belastbare Wählerbasis außerhalb der urbanen Mitte - zumindest außerhalb Kaysterans. Jetzt steht er in der Stichwahl gegen Tomislav Batić von Jedinstvo – mit wahrscheinlich geringen1589-olic-skizze-jpg Erfolgsaussichten.


    Keine Welle, kein Widerstand

    Olić war nie chancenlos. Doch beliebt genug war er nie – zumindest nicht außerhalb seiner vertrauten politischen Sphäre. Der Versuch von PROGRES, mit ihm das eigene Profil in Richtung Erfahrung, Souveränität und Mitte zu erweitern, war strategisch klug – aber politisch risikobehaftet.


    Denn PROGRES bleibt in weiten Teilen des Landes eine Partei ohne tragfähiges Fundament: In Pelagonien hat sie kaum Strukturen, kaum Kandidaten, kaum Resonanz. In Aressinien ist die Partei nicht einmal für weite Teile der progressiven Jugend eine glaubwürdige Alternative – zu städtisch, zu unverankert, zu unklar in sozialen Fragen.

    Bajramović war keine Vorlage, sondern ein Sonderfall

    Einige in der Partei haben gehofft, an den Überraschungssieg von Jasmina Bajramović 2024 anknüpfen zu können – doch das ist eine Illusion. Denn ihre Wahl erfolgte erst im dritten Wahlgang durch das Parlament, nicht direkt vom Volk. Und sie profitierte vor allem von der dramatischen Unbeliebtheit ihrer Gegnerin Želeva, die im entscheidenden Moment ihre eigene Wählerschaft nicht mobilisieren konnte.


    Bajramović war das Produkt einer spezifischen Stimmung – nicht einer nachhaltigen Massenbewegung. Und schon gar nicht einer flächendeckenden strukturellen Verankerung von PROGRES.

    Der Kandidat der Städte – nicht des Landes

    Olić spricht von Freiheit, Innovation, ökologischer Verantwortung. Doch das bleibt Sprache der städtischen Eliten. In Pelagonien, auf dem vesteranischen Land, in den ländlichen Bezirken fehlt es an Anschluss. Seine Kritik an den sogenannten „Schwurblern in Pelagonien“ mag sachlich richtig sein – aber sie wird wahrgenommen als Arroganz, nicht als Aufklärung.

    Gleichzeitig gelingt es ihm nicht, sich dauerhaft als „Mann des Volkes“ zu präsentieren. Seine betont ruhige, staatsmännische Art wirkt auf viele distanziert, technokratisch – und letztlich nicht greifbar genug.

    Respekt ja – Rückhalt nein

    Olić bleibt eine integre, respektierte Persönlichkeit. Seine Rolle als Kandidat der Mitte hat dem politischen Diskurs gutgetan. Aber ohne regionale Basis, ohne emotionale Bindung, ohne klare soziale Verankerung fehlt ihm die Grundlage für den Sieg. Tomislav Batić dagegen kann auf ein geschultes Parteiapparat, klare Netzwerke, und eine solide ländliche Mobilisierung setzen – das war schon im ersten Wahlgang sichtbar.


    Der Wahlkampf von Josip Olić wird in Erinnerung bleiben. Aber wohl nicht als Anfang einer neuen Ära.

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